Über das 2. Pink Apple Filmfestival
So berichtete die Thurgauer Zeitung am 10. April 1999:
Demonstration gegen schwullesbisches Filmfestival in Frauenfeld
"Wir wollen nicht, dass Homosexualität als normal erklärt wird"
Gut ein Dutzend Angehörige des Neuen Rütlibundes, der "Christen für die
Wahrheit" und der "Jugend für Familie und Staat" haben am Freitag abend
in Frauenfeld gegen das schwullesbische Filmfestival "Pink Apple"
protestiert. Das Festival findet zum zweiten Mal statt.
Von Lieselotte Schiesser, sda
"Homosexualität schadet der Familie, ist eine Neurose, die Bibel nennt
es Sünde", war eine der Aussagen, die die Demonstranten auf Plakaten vor
dem Cinema Luna in Frauenfeld aufgestellt hatten. Der Verfasser des
Spruches war auch zugegen: Egon Thomen, der vor einigen Jahren wegen
seines unorthodoxen Kampfes gegen die Pornografie in Schaffhausen vor
Gericht gestanden hatte.
In zweiter Instanz war er damals vom Vorwurf freigesprochen worden,
selbst Pornografie in Umlauf gebracht zu haben, weil ihm der Richter
"für dieses eine Mal" ehrenwerte Gründe zubilligte. Seine damalige
Partei, die Eidgenössisch Demokratische Union (EDU), schloss ihn aus,
weil ihr sein Kampf zu fanatisch ausgefallen war.
"Eine Krankheit, die man heilen kann"
Am Freitag in Frauenfeld erklärte er, leicht alkoholisiert, einem
Anwesenden, dass Homosexualität Sünde sei. Allerdings erklärte er, "als
Mann" der Vorstellung von zwei Lesben etwas abgewinnen zu können. Auf
seine Plakatsprüche war er stolz: "Europa dein Weg zur Hölle ist: Porno
Brutalo Drogen Abtreibung Homosexualität", hiess es da etwa.
Nelly Fröhlich, im Thurgau als äusserst aktive Leserbriefschreiberin
bekannt, erklärte: "Wir wollen nicht, dass Homosexualität als normal
angesehen wird". Sie unterstützte den Spruch auf einem anderen Plakat,
der fragte: "Bist Du glücklich?" Sie glaube, dass es auch unglückliche
Homosexuelle gebe und denen wolle man Wege aufzeigen, diese "Krankheit"
zu besiegen. Entweder durch Behandlung oder durch den Weg in den
Glauben.
Kinder nur für heterosexuelle Paare
Weder Nelly Fröhlich noch zwei weitere Demonstrantinnen mochten sich
mit dem Gedanken anfreunden, dass Lesben oder Schwule Kinder aufziehen
könnten. Dazu gehörten ein Vater und eine Mutter. Die Schwulen machten
sich zu wichtig, es sei nicht richtig, dass sie mit ihrem Filmfestival
"Werbung machen für die Homosexualität".
Mario Brunetti als Vertreter der Frauenfelder Filmfreunde, die das
Kino Luna betreiben, achtete derweil darauf, dass die Demonstranten dem
Kinoeingang nicht zu nahe kamen.
Distanz gewahrt
Die Veranstalter des schwullesbischen Filmfestivals schauten sich
derweil mehrheitlich das Treiben der Demonstranten aus etwas Distanz an.
Nur einer ging auf zwei Frauen zu und meinte lachend: "Wacht auf. Ihr
lebt ja noch im letzten Jahrhundert. Jetzt haben wir 1999". Eine
Reaktion darauf bekam er nicht. Aber auch die Demonstranten mochten den
Schwulen nicht zu nahe kommen: "Was steht ihr denn hier rum?
Ihr müsst rübergehen, mit denen diskutieren", regte Thomen seine
Gesinnungsgenossen an. Ausser Nelly Fröhlich mochte aber niemand seiner
Aufforderung folgen. Die Polizei jedenfalls, die im Streifenwagen
vorbeifuhr, bekam keine Arbeit.
Vor dem Cinema Luna bei der Eröffnung des 2. Schwullesbischen Filmfestivals in Frauenfeld: